Fazit der Redaktion
Mit YouTube Music wirft der Videogigant YouTube im Juni 2018 sein eigenes Musikstreaming-Portal in den Ring, und verbindet darin das Beste aus vielen Welten. Mit einem ähnlichen Preis-Leistungs-Verhältnis wie Platzhirsch Spotify, angereichert durch User Generated Content von der Hauptplattform YouTube und angetrieben von einem starken und datenlastigen Algorithmus verspricht das Portal schon zu Beginn, eine echte Alternative zum bisherigen Markt zu sein. Stark ist die große Menge an Video-Content, den YouTube Music sinnigerweise mitbringt - schwach die aktuell noch eher schlechte Übertragungsqualität. Die eine oder andere frische Idee bläst ein wenig Wind in die abgeschlafften Segel der Streaming-Industrie. Ansonsten verlässt sich YouTube Music allerdings auf Altbewährtes und fährt damit (zumindest auf den ersten Blick) recht gut.
- Musik, Musikvideos und User Generated Content
- Kostenlose Version
- Starker Vorschlagsalgorithmus
- Offline-Modus/Download-Funktion
- Nur 128 kbit/s Kompressionsrate
- Fehlende Abspielfunktionen
- Wenig Hörbücher/Podcasts
Produkt & Preisgestaltung
Was ist YouTube Music?
YouTube Music ist die Musikstreaming-Auskoppplung des Videoportals YouTube von Google. Da Musikinhalte auf YouTube schon lange zu den beliebtesten “Videos” gehören, erscheint der Schritt hin zur eigenen Musikplattform sinnvoll. Ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern wie Spotify, Apple Music und Co.: Die riesige Menge an User Generated Content. Zusätzlich zu lizenzierter Musik aus offiziellen Quellen (also Solo-Künstler, Bands und Labels) hat YouTube Music auch Musik im Gepäck, die von Usern der Videoplattform selbst hochgeladen wurde.
Coversongs, Akustik-Versionen, Fan-Remixes und Content von bislang unbekannten “YouTube-Stars” finden sich hier also ebenso, wie eine lizenzierte Musikbibliothek à la Spotify. Damit erinnert YouTube Music ein wenig an die Plattform SoundCloud, auf der unabhängige Künstler ihre Musik kostenlos zur Verfügung stellen.
Kostenlose Version = YouTube?
YouTube Music setzt, ähnlich wie Wettbewerber Spotify, auf ein Freemium-Modell. Grundsätzlich ist die mobile App kostenlos zu haben und auch im Browser lässt sich YouTube Music - genau wie der große Bruder - ohne Zusatzzahlungen nutzen. Kostenlose Nutzer müssen allerdings einige Einschränkungen in Kauf nehmen: So lassen sich Songs in der kostenfreien Version nicht im Hintergrund abspielen, zumindest nicht auf der mobilen App, ergo: Die Musik verstummt, sobald die App geschlossen oder die Bildschirmsperre des Geräts aktiviert wird.
Zudem müssen Sie als Gratis-Nutzer mit Werbeeinblendungen vor den Videos leben. So weit, so bekannt: Auch auf der Videoplattform von YouTube läuft in der Regel ein Werbespot, bevor das eigentliche Video startet. Aktuell gibt es also nur wenige Argumente dafür, von der Hauptplattform, auf der ebenfalls viele Musikinhalte kostenlos zu haben sind, auf YouTube Music umzusteigen - von der chiquen neuen Benutzeroberfläche und der Möglichkeit, Playlists anzulegen einmal abgesehen.
Uneingeschränkter Musik-Genuss für 10 Euro pro Monat
Der Audio only-Modus
Das Audio-Feature von YouTube Music kommt mit dem Premium-Abo. Aktivieren Sie den Audio only-Modus, werden Videos nicht mehr gepuffert, und stattdessen nur die Tonspur wiedergegeben. So sparen Sie Bandbreite und Akku.
Interessant ist YouTube Music vor allem in der kostenpflichtigen Premium-Version für rund 10 Euro pro Monat. Hier entfällt die störende Werbung und Songs lassen sich in der mobilen App auch im Hintergrund abspielen. Zudem kommt hier das Audio-Feature hinzu. Dieses kommt vor allem bei den vielen Musikvideos zum Tragen, die ebenfalls zum Repertoir von YouTube Music gehören. Ein Familienabo für rund 15 Euro, das Sie mit bis zu 6 Familienmitgliedern gleichzeitig nutzen können, rundet das Angebot ab. Auch hier gilt: Same old, same old. Ein ähnliches Paket hat auch Platzhirsch Spotify im Angebot.
Zum Start der Plattform bietet YouTube Music eine verlängerte kostenlose Testphase von 3 Monaten. So können Sie das Premium-Angebot ausgiebig testen, bevor Sie sich für ein kostenpflichtiges Abo entscheiden.
Weitere Informationen über die entstehenden Kosten und die Vertragsmodalitäten der Plattform finden Sie in der YouTube Music-Kostenübersicht.
YouTube Premium
Mit Start der eigenen Musikstreaming-Plattform führt YouTube auch das Komplettpaket YouTube Premium (rund 12 Euro pro Monat) ein. Dieses beinhaltet den Service von YouTube Music Premium ebenso wie Zusatzleistungen für das Video-Portal. Als Premium-Abonnement können Sie ausgewählte Videos von YouTube herunterladen, deaktivieren die Werbeeinblendungen und haben außerdem Zugriff auf die YouTube Originals, exklusive Serienproduktionen aus dem eigenen Haus (YouTube Red).
YouTube verfolgt damit langfristig den Plan, sich als ganzheitliches Entertainment-Portal zu etablieren, und neben Musik- und Video- auch Film- und Serieninhalte anzubieten. Vorbild für das Konzept dürfte Wettbewerber Amazon sein, der mit seinen verschiedenen Diensten Amazon Video, Amazon Prime Music und Amazon Music Unlimited, ein ähnliches Ziel verfolgt.
Streaming-Angebot und Qualität
Wahrscheinlich (!) großes Musikangebot
First things first: Um das Angebot von YouTube Music zu beurteilen, fehlt es leider an offiziellen Zahlen seitens des Providers. Wie viele Songs und Künstler sich genau auf der Plattform tummeln, ist aktuell noch nicht bekannt - es dürften allerdings, angesichts der schieren Masse an User Generated Content, eine Menge sein. Diesbezüglich braucht die kleine Schwester des Videoportals sich wohl nicht vor der Konkurrenz zu verstecken.
Aktuell noch eher schlechte Soundqualität
Anders ist es da um die Soundqualität der vorhandenen Songs bestellt. Während Konkurrenten wie Spotify, Deezer oder Tidal mit fixen Bitraten von 320 Kilobit pro Sekunde streamen, kommt YouTube Music gerade einmal auf eine Kompressionsrate von 128 kbit/s - auch in der kostenpflichtigen Premium-Version!
Nur wenige Hörbucher/Podcasts
Über eine große Menge an lizenzierten Hörbuchern oder Podcasts kann sich YouTube Music ebenfalls noch nicht freuen. Solche Inhalte stehen zwar auf der Plattform zur Verfügung - von Usern auf die Videoplattform YouTube hochgeladen - allerdings nicht in großer Stückzahl. Auch gibt es keinen eigenen Katalog oder eine Suchfunktion dafür. YouTube konzentriert sich zu Beginn also größtenteils auf Musik und Musikvideos, und weniger auf ausgefallene Inhalte.
Usability
Gute Usability in ansprechender Oberfläche
Das Handling von YouTube Music ist durch die Bank gut gelungen, sowohl im Browser als auch in der mobilen App. Die Nutzeroberfläche ist ansprechend gestaltet, der Player wartet mit dem YouTube-typischen Design und den wichtigsten Funktionen und Features auf und die ganze Plattform wirkt alles in allem stimmig. Vor allem die schön gestalteten Icons für Playlisten des Providers machen das Bild rund.
Ein wenig irritierend ist anfangs lediglich das Wording in der Navigationsleiste. Obwohl es hier - neben der prominenten Suchfunktion - nur drei Sprungziele gibt, ist auf den ersten Blick nicht ganz klar, was sich wo verbirgt. Statt “Neuheiten” oder “Neuer Musik” findet sich hier die “Hotlist”, auf der YouTube beliebte und angesagte Musikvideos sammelt. Und statt “Meine Musik” gibt es die “Bibliothek” mit nochmal einigen Unterseiten. Hier finden Sie Lieder, Künstler und Alben, die sie mit einem Like versehen haben, eigene Playlists sowie Ihren Videoverlauf, in dem Sie sich die zuletzt abgespielten Songs noch einmal anhören können.
Der YouTube-Algorithmus und das Vorschlagssystem
Die Anmeldung für YouTube Music klappt - dank Google-Login - super schnell und einfach. Haben Sie bereits einen YouTube-, Gmail- oder Google+-Account, verschwenden Sie hier keine Zeit, sondern starten direkt durch. Ähnlich einfach funktioniert die Einrichtung der mobilen App auf Android-Geräten. iPhone-Nutzer oder solche ohne Google-Account durchlaufen zunächst einmal einen kurzen Anmeldeprozess.
Ihr persönliches Mixtape
Als “Mixtape” bezeichnet YouTube Music eine Endlosplaylist, auf die Sie in Ihrer Bibliothek zugreifen können. Der personalisierte Musikmix orientiert sich an Ihren Vorlieben und hat - per Autoplay - immer noch einen weiteren Song parat, der dazu passen könnte.
Anschließend werden Sie - beim ersten Start der mobilen App - von den Gesichtern verschiedenster Künstler und Bands begrüßt, aus denen Sie sich diejenigen aussuchen können, die Sie bereits kennen, und die Ihnen gefallen. Auf Basis Ihrer Auswahl bestimmt YouTube Music Ihren Musikgeschmack und passt die Empfehlungen auf der Startseite sowie Ihr “Mixtape” daran an.
Der Empfehlungs-Algorithmus von YouTube wird als besonderes Verkaufsargument angepriesen: Je länger Sie YouTube Music nutzen, desto präziser will der Streamingdienst Ihre Vorlieben erkennen und die Plattform darauf zuschneiden. Ob diese Strategie aufgeht oder nicht, bleibt Ihrer persönlichen Einschätzung überlassen, da sich in Sachen des YouTube-Algorithmus (der übrigens auch auf der Video-Plattform bereits seit Langem zum Einsatz kommt) regelmäßig die Geister scheiden.
Im ersten Praxistest von trusted funktionierte das Empfehlungssystem schon recht gut - mit einigen wenigen Aussetzern, bei denen YouTube zum Beispiel nach einigen akustischen Filmmusik-Titeln plötzlich aus heiterem Himmel einen Country-Song einstreute, anschließend aber umgehend zur Filmmusik zurückkehrte.
Funktionen
Viele verschiedene Playlists durch Daten
In Sachen Playlists ist YouTube Music recht breit aufgestellt. Ob nach Genre, Stimmung, Tageszeit oder einfach nach Aktualität: Die Startseite der Plattform ist ständig im Fluss und verspricht, immer die passenden Songs parat zu haben. So gibt es am frühen Morgen beispielsweise Playlists der Kategorie “Glücklich in den Tag”, am Vormittag dann “Rock’ das Büro”, und so weiter.
Ein elaborierteres Vorschlagssystem findet sich nur schwerlich; ob die ausgewählten Songs und Playlisten aber auch langfristig den Geschmack der Einzelnutzer treffen können, bleibt vorerst abzuwarten.
Passende Songs zum aktuellen Standort
Datenschützer kratzen sich am Kopf, Google freut sich: Lassen Sie die Standorterkennung auf Ihrem Mobilgerät zu, will YouTube Music auch passend zu Ihrem aktuellen Aufenthaltsort passende Musik auswählen. Erkennt der Google-Dienst beispielsweise, dass Sie sich gerade im Fitness-Studio befinden, schlägt die App passende Musik für das Training vor.
Eigene Playlists ja, eigene Musik nein
Selbstverständlich lassen sich auch eigene Playlists anlegen. Diese können Sie als “öffentlich” oder “privat” taggen, und damit bestimmen, ob andere Nutzer der Plattform ebenfalls auf Ihre Playlist zugreifen können sollen, oder nicht. Das Anlegen einer Playlist geht schnell und einfach, das Bestücken allerdings dauert seine Zeit, da Sie jeden gewünschten Song einzeln suchen, auswählen und per entsprechendem Befehl der Playlist zuweisen müssen. Ganze Alben können Sie nicht in eine Playlist packen. Auch eigene Musik aus Ihrer privaten Bibliothek können Sie nicht auf YouTube Music hochladen. Ein Nachteil gegenüber Diensten wie Apple Music und Spotify.
YouTube Music ist an die gängigsten Sozialen Netzwerke angebunden. So können Sie Songs, die Sie gerade hören, schnell und einfach per Facebook, Twitter, Google+ oder sogar als Link für Email oder Instant Messenger mit Freunden und Kollegen teilen.
Fehlende Wiedergabe-Features; dafür Offline-Modus
Schade: Im Gegensatz zu vielen Wettbewerben fehlt es bei YouTube Music noch an Details, wie verschiedenen Wiedergabefunktionen (Gapless, Crossfade, etc.), Songtext-Unterstützung oder einem Sleep-Timer. Dafür besticht der Dienst mit einem Offline-Modus. Songs, die Sie besonders gut finden, können Sie mit wenigen Klicks auf Ihr mobiles Gerät herunterladen und jederzeit offline genießen.
Aus Lizenzgründen klappt der Download von Songs bislang nur auf mobilen Geräten, nicht per Browser auf Ihren PC oder Laptop.
Weitere Informationen über die vorhandenen Funktionen und Features erhalten Sie im umfangreichen YouTube Music-Funktionsüberblick.
Zugriff
YouTube Music lässt sich über jeden gängigen Webbrowser starten und ist außerdem als mobile App für Android- und iOS-Betriebssysteme verfügbar.
In bekannter Google-Manier wird Ihnen das Streaming von Gerät zu Gerät (Google Chromecast) besonders leicht gemacht: Erkennt YouTube Music einen Chromecast-Stick in der Nähe, haben Sie die Möglichkeit, sofort das laufende Video bzw. den laufenden Song darauf zu streamen und so flexibel zwischen Geräten zu wechseln.
Support
Benötigen Sie Hilfe vom Supportteam von YouTube Music, dürfte die erste Anlaufstelle die interne FAQ-Sammlung sein. Hier finden Sie Antworten auf häufige Fragen sowie einige Tutorials und Hilfestellungen für den Start (zum Beispiel: “Playlist erstellen”, “Musik herunterladen”, etc.). Außerdem gelangen Sie von hier aus auch zum Feedback-Modul, in dem Sie Verbesserungsvorschläge und Kritik äußern können, und zu einem Kontaktformular für spezifische Fragen und Probleme.